In der Türkei kann die Krise als Fortführung der Krisensituation interpretiert werden, die seit 2008/2009 die großen Wirtschaftsnationen der Erde heimgesucht hat. Durch die Verschuldung in Fremdwährungen scheinen sie nun auf die Schwellenländer überzuspringen - und könnten sich auf der ganzen Weltkugel ausbreiten. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die Notenbanken und der IWF der Türkei helfen werden, "Ansteckungseffekte" zu beseitigen.
Bei der " Türkeikrise " trifft vieles aufeinander. Seit Jahren weist das bevölkerungsreiche und wirtschaftlich rund 850 Milliarden US-Dollar treibende Volk ein anhaltendes Zahlungsbilanzdefizit auf (2017 waren es 5,5 Prozentpunkte der Wirtschaftsleistung): Es führt mehr Waren ein als es ausführt. Die Anleger sind gewillt, in der Türkei zu Investitionen, aber auch Fremdwährungskredite an den Bund, die Kreditinstitute und Firmen in der Türkei zu vergeben.
Damit hat die Türkei Auslandsverschuldung in der Größenordnung von 466,7 Milliarden US-Dollar (Stand Ende Q1 2018) angesammelt. In den letzten Jahren des Wirtschaftserfolgs - die tÃ?rkische Volkswirtschaft ist seit Jahresmitte 2009 im Durchschnitt um mehr als 6 Prozentpunkte pro Jahr gestiegen - sind "Ã?berhitzung" und UnerwÃ??nschtes - wirtschaftliche und politische - offensichtlich geworden.
Das öffentliche Defizit der Türkei ist hoch, die Gesamtverschuldung ist angestiegen, und inzwischen auch die jährliche Inflationsrate der Verbrauchsgüterpreise nimmt deutlich zu: Im Juni 2018 betrug sie - angetrieben von einer kräftigen Expansion von Krediten und Geldmengen im Inland - amtlich fast 16 zu. Jetzt befürchten die Anleger, dass der türki-sche "Kreditboom" schlecht ausläuft.
Als erstes sichtbares Todesopfer gilt die Türkenlira. Während im Monatsdommer 2016 1,042 Stück türkischer Lire für einen US-Dollar bezahlt werden mussten, waren es bis Ende Dez. 2017 1,194 Stück. Inzwischen sind es 6,075 Stück (23. Aug. 2018). Für tuerkische Debitoren, die Darlehen in Fremdwaehrung vergeben haben, ist der Rueckgang der Lire natuerlich sehr problematisch: Zum einen wird die Rueckzahlung des Darlehens fuer eine berechnete Lire teurer, zum anderen verschaerfen sich auch die Kreditbedingungen, da die Darlehensgeber nun einen hoeheren Zinssatz verlangen.
Die kräftig steigenden Zinssätze werden sehr wohl den Zusammenbruch des Kreditbooms in der Türkei auslösen. Von besonderer Bedeutung für die globale Wirtschaft wird voraussichtlich der eventuelle "Ansteckungseffekt" sein, wenn türkische Debitoren tatsächlich nicht mehr in der Lage sind, ihre Fremdwährungsdarlehen zu tilgen. So konnten sich die Anleger auch von anderen Devisenschuldnern - wie Mexiko, Argentinien, Indonesien oder Brasilien - abwenden, und diese Staaten würden sich in einer ähnlich schwierigen Situation wie die Türkei befinden.
Ausgehend von der Türkische Lira würde eine Krisis der Schwellenländer entstehen. Kreditereignisse können die Finanzmärkte langfristig verändern, die Kosten für Kredite für Debitoren auf der ganzen Welt steigen lassen - und das hätte letztendlich auch negative Auswirkungen auf die Industrieländer. Es ist daher sehr wohl anzunehmen, dass die Türkei oder ihre Geldgeber vor diesem Hintergund "gerettet" werden.
Unterstützt werden können sie vom International Monetary Fund (IWF), der sich wahrscheinlich bereits in der Krise befindet - auch wenn die Türkei noch nicht ausdrücklich um Hilfestellung gebeten hat. Letztmals gewährte der IWF der Türkei von 1999 bis 2002 Notfallkredite in US-Dollar, um den Ausfall von Fremdwährungskrediten zu vermeiden und globale Infektionseffekte zu vermeiden.
Der Türkei könnte nun wieder IWF-Darlehen zur Verfügung gestellt werden, die vom IWF unter Bedingungen (in der Regel vom IWF geforderte Wirtschaftsreformprogramme) vergeben werden. Durch solche Finanzierungen konnten fällige Darlehensverbindlichkeiten vollständig bedient werden und die Spannungen an den Kapitalmärkten abgebaut werden. "Die türkische Krise ist mehr als nur ein isolierter Fall.
Es ist bezeichnend für die Konsequenzen eines weltweit offenen Geldsystems, in dem die Notenbanken dafür Sorge tragen, dass die Kreditinstitute durch die Vergabe von Krediten "aus dem Nichts" neue Gelder aufbringen. Viele Schwellenländer haben in den vergangenen Jahren die äußerst tiefen Zinssätze in den großen Ländern für die Aufnahme von Fremdwährungen ausgenutzt, vor allem in US-Dollar, aber auch in EUR.
Sie erwarteten, dass die internationale Gemeinschaft alles tun würde, was sie "im schlimmsten Fall" tun könnte, um große Ausfälle von Krediten zu vermeiden. Vor allem die Notenbanken haben den Anlegern mit ihrer Police in den vergangenen Jahren mitgeteilt, dass sie ein "Sicherheitsnetz" eingerichtet haben. Die Anleger gehen nun davon aus, dass die Notenbanken, sollte die Wirtschaft und die Kapitalmärkte ins Stocken kommen, eingreifen und eine weitere Krisensituation mit tiefen Zinssätzen und einer Ausweitung der Geldmenge abtun werden.
Sie gibt den Anlegern auch Hoffnung auf Hilfe in einem "Notfall". Die Anleger sind daher auch gerne dazu geneigt, Kreditnehmer, die nicht über die erforderliche Bonität verfügen, mit zinsgünstigen Darlehen zu versorgen. Die von den Notenbanken und dem IWF eingerichteten Sicherheitsnetze führen daher zu beträchtlichen Moral hazards. Sittliche Risiken (man kann auch von "unverantwortlicher Kühnheit" sprechen) beziehen sich darauf, dass Anleger auf der Grundlage der (kostenlosen) Versicherungen, die sie von staatlicher Seite bekommen, riskanter investieren, als in einer solchen Erkrankung.
Der Ertrag aus risikobehafteten Anlagen wird von den Anlegern eingezogen, die Ausgaben werden an die Öffentlichkeit weitergegeben: Wenn die Notenbanken die Geldzufuhr z. B. zur Abwehr einer Krisensituation steigern, bleiben den Anlegern Preisverluste erspart und Geld- und Spargläubige erkranken an Kaufkraft. "Unter den gegebenen Umständen ist es wahrscheinlicher, dass die Türkei gerettet wird - oder dass die Darlehensgeber, die der Türkei Darlehen gewährt haben -, gerettet werden, vor allem, wenn die Gefahr besteht, dass die Krisensituation auf andere Finanzmärkte oder das internationale Banksystem übergreift.
Mit ihrer Kredit- und Geldausbaupolitik haben die Notenbanken eine bedrohliche "Kriseneskalation" des Weltfinanzsystems ausgelöst. Inzwischen sind die globalen Schuldenbelastungen so deutlich gestiegen, dass die Konjunkturabhängigkeit von niedrigen Zinsen und wachsender Kredit- und Geldmenge so groß geworden ist, dass diejenigen Debitoren, die als systembedingt relevant angesehen und abgelöst wurden, nicht mehr bereit sind, in Konkurs zu gehen.
So werden sie mit neuen Darlehen und Geldern sowie mit synthetisch herabgesetzten Zinssätzen überflüssig gemacht und auch wieder in Schwung gesetzt, so dass sie noch mehr Darlehen aufnehmen können - zum Beispiel in Griechenland, Spanien, Portugal oder der Ukraine. In einem aufgedeckten Papiergeld-System können die nach wie vor weltweiten Kreditverbindlichkeiten nicht mehr zurückgeführt werden, jedenfalls nicht mit stabiler Liquidität.
Allerdings scheint der Markt nach wie vor zuversichtlich zu sein, dass die Schuldennachhaltigkeit der Weltgemeinschaft der Staaten groß genug ist, um mehr stolpernden Schuldnern zu ermöglichen, sich aus Schwierigkeiten mit neuen Darlehen und Kreditzusagen herauszuhelfen. In der Türkei kann die Krise als Fortführung der Krisensituation interpretiert werden, die seit 2008/2009 die großen Wirtschaftsnationen der Erde heimgesucht hat.
Durch die Verschuldung in Fremdwährungen scheinen sie nun auf die Schwellenländer überzuspringen - und könnten sich auf der ganzen Welt ausbreiten. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die Notenbanken und der IWF der Türkei helfen werden, "Ansteckungseffekte" zu beseitigen. "Die außerhalb der USA gewährten "Safe Haven"-Dollar-Kredite (in Gestalt von Schuldverschreibungen und Bankkrediten) betrugen Ende MÃ??rz 2018 11,5 Billionen US-Dollar, von denen 3,7 Billionen US-Dollar nach Emerging Markets geflossen sind.
Die außerhalb des EWU-Raums aufgenommenen Euro-Darlehen beliefen sich auf 3,1 Bill iarden EUR. Sie müssen die Problematik der US-Dollar- und Euroschuldner in ihrer Währungspolitik beachten, d.h. eine lockere Währungspolitik fortsetzen: die Zinssätze verhältnismäßig tief halten und dafür sorgen, dass Kredit und Geldmenge weiter anwachsen.
In den USA, Europa und Japan sind die Ansätze bereits sichtbar: Die Notenbanken erwerben Schuldverschreibungen im Austausch für die Emission von neugeschaffenem Kapital. Durch die damit verbundene Niedrigzinspolitik sowie die Kredit- und Geldmengenausweitung ist die Wirtschaft bisher am Laufen geblieben und hat vor allem die Kurse auf den Asset-Märkten - den Börsen für Wertpapiere, Anleihen, Immobilien und Bauland - angehoben, und das könnte noch einige Zeit anhalten.
Allerdings wird die Nachfragemacht des Gelds untergraben, die amtlichen Devisen sind kein "sicherer Hafen" mehr, zumal wenn man die Türkeikrise als Tipp einer besonders starken Fed deutet und die EZB für eine zunehmende Verschuldung in US-Dollar und EUR der Weltwirtschaft sorgt - und damit einen großen Eisberg verursacht:
Vor allem die Fed und die EZB erhöhen die Schulden der Weltwirtschaft in US-Dollar und EUR - was zu einem großen Problem führt: Entweder passen sie ihre Währungspolitik an die Anforderungen des eigenen Währungsraums an - und riskieren, den neuen globalen Wirtschaftsboom zu sprengen. Die Fed und die EZB können von internationalen Schuldnern in US-Dollar und EUR erpresst werden.
Sowohl der Zwang als auch die Anreize, eine inflatorische Währungspolitik zu verfolgen, um eine neue Finanzkrise zu vermeiden, nehmen zu.
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